Religionsfreiheit weltweit bedroht: Internationale Experten diskutieren an der FTH Gießen
Mitte Februar fand an der Freien Theologischen Hochschule Gießen (FTH) ein internationales Symposium über Religionsfreiheit statt. Unter dem Titel „Religionsfreiheit: Anspruch – Wirklichkeit – Herausforderungen“ diskutierten führende Wissenschaftler und politische Akteure aus vielen Ländern zwei Tage lang über aktuelle Entwicklungen und Bedrohungen dieses Grundrechts der Meinungsfreiheit.
Einer der grundlegendsten Beiträge kam von Prof. Dr. Dr. h.c. Heiner Bielefeldt (Erlangen-Nürnberg), ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit. Er beleuchtete die philosophischen und juristischen Grundlagen, die den Anspruch der Religionsfreiheit formen. Prof. Dr. Christine Schirrmacher (Bonn) widmete sich der weltweiten Lage und betonte, dass Religionsfreiheit in vielen islamisch geprägten Ländern nicht nur durch staatliche Restriktionen, sondern auch durch gesellschaftlichen Druck bedroht wird.
Dass das Thema auch in Europa relevant ist, wurde für die rund 70 Teilnehmer in mehreren Vorträgen deutlich. Prof. Dr. Christoph Raedel machte darauf aufmerksam, dass eine überzogene Identitätspolitik das freiheitliche Miteinander gefährden könne. Besonders kontrovers wurde diskutiert, inwieweit der Staat religiöse Überzeugungen einschränken darf. Juristische Perspektiven hierzu lieferten Prof. Dr. Janet E. Buckingham (Genf) und Elizabeth Francis (London), die darauf hinwiesen, dass Religionsfreiheit zunehmend mit anderen gesellschaftlichen Interessen in Konflikt gerät.
Ein Höhepunkt war das Kamingespräch mit Dr. Yassir Eric (Stuttgart), Dr. Anna Hampton (Chicago) und Prof. Dr. mult. Thomas Schirrmacher (Bonn). Persönliche Berichte über Verfolgung und Widerstand machten deutlich, dass Religionsfreiheit keine abstrakte Debatte ist, sondern für Millionen Menschen eine existenzielle Bedeutung hat.
Zum Abschluss rief Prof. Volker Kauder (Stuttgart) dazu auf, sich aktiv für die Verteidigung der Religionsfreiheit einzusetzen. „Dieses Grundrecht darf nicht als selbstverständlich hingenommen werden“, betonte er.
Die Veranstalter ziehen eine positive Bilanz: „Wir haben ein starkes Signal gesetzt, dass Religionsfreiheit nicht verhandelbar ist“, so FTH-Rektor Prof. Dr. Stephan Holthaus. Die Diskussionen werden zweifellos weit über das Symposium hinaus nachwirken.
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